Was, wenn nicht die Schwachen krank werden, sondern die Falschen stark?
Führung, wie sie oft gelebt wird, macht krank. Nicht nur die, die geführt werden – sondern auch die, die führen: weil das Verständnis von „Leistung“ oft toxisch ist. Weil Selfcare „was für Weicheier“ ist. Und weil kurzsichtig eingesetzte KI in manchen Unternehmen gerade eine neue Front aufmacht: mehr Effizienz, weniger Mensch.
Dazu kommt, dass schlecht gemachte Führung oft unbewusst bestehende Muster verstärkt: Die Lauten setzen sich durch, die Stillen schweigen. Belohnt werden außerdem die Angepassten – nicht die Mutigen. Und das Team verliert genau das Potenzial, das Unternehmen in der heutigen Welt zukunftsfähig macht: die Fähigkeit zu Differenzierung, Tiefe, echter Verbindung.
Zeit, die Geschichte umzuschreiben: Gesunde Führung ist nämlich kein Wellnessprogramm. Kein Feelgood-Schnickschnack.
Gesunde Führung ist harte Arbeit – aber Arbeit mit Haltung, mit Verantwortung und mit Mut zur Unbequemlichkeit.
Impulse für gesunde Führung
1. Leistung macht krank – wenn sie falsch gedacht wird
In einer Studie mit 1.300 Teams zeigte sich: Je mehr eine Führungskraft auf Leistungsziele pocht, desto gestresster ist ihr Team. Woran das liegt? Leistung wird mit Druck verwechselt, Ziele mit Deadline-Stress und Verantwortung mit Selbstausbeutung.
Was fehlt, ist ein Perspektivwechsel: Weg von „Ich muss leisten, um etwas wert zu sein“, hin zu „Ich leiste, weil ich etwas bewegen kann (und will)“.
Leistung ist kein Beweis von Wert, sondern Ausdruck von Wirksamkeit. Wir tragen bei, weil wir etwas können und etwas bewegen wollen. Das ist gesünder, nachhaltiger und innerlich freier – und stärkt die Verbindung zur eigenen Aufgabe.
2. Mit den eigenen Ressourcen gut umzugehen ist kein Wellness – sondern Führungsarbeit
„Der Erste, der kommt, und der Letzte, der geht“: das mag bei Ronaldo fürs Image taugen (und ihn zum zweiterfolgreichsten Fußballspieler nach Lionel Messi gemacht haben). In der Führung ist es fatal – denn wer sich selbst verheizt, kann niemand anderem den Rücken freihalten.
Für sich zu sorgen ist kein Ego-Trip, sondern Vorbild. Wer Pausen macht, gibt anderen die Erlaubnis, es auch zu tun. Wer Grenzen setzt, schützt die Energie aller. Und wer gut mit sich umgeht, zeigt: Gesundheit ist nicht Kür, sondern Pflicht. Wer sich ständig selbst übergeht, sendet ein anderes Signal: Hier zählt nur Leistung. Und das prägt Kultur – ob du willst oder nicht.
Es geht nicht um Wellness, sondern um Alltag: eine echte Mittagspause. Keine Mails um Mitternacht. Luft im Kalender zum Denken, Reden, Atmen. Solche scheinbar kleinen Entscheidungen wirken tief – und prägen die Kultur.
3. Gute Führung senkt das Risiko für Herzinfarkt
Klingt nach LinkedIn-Clickbait – ist aber Fakt: Studien zeigen, dass Mitarbeitende mit guter Führung seltener Herzinfarkte erleiden. Führung wirkt – biochemisch, langfristig, messbar.
Gute Führung senkt den Stresspegel im Körper: weniger Cortisol, stabilerer Blutdruck, gesünderes Herz-Kreislauf-System. Nicht durch Motivationsreden – sondern durch Klarheit, Orientierung, verlässliche Kommunikation.
Schlechte Führung tut das Gegenteil: ständige Erreichbarkeit, unklare Erwartungen, inquisitorische E-Mails zur Unzeit. Das Nervensystem bleibt im Alarmzustand – auch nachts oder im Urlaub. Gesunde Führung heißt: den Stress nicht weitergeben, sondern verantwortlich dosieren.
4. Psychologische Sicherheit ist kein Kuschelkurs
Ein Team, das keine Fragen stellt, hat ein Problem. Und meistens liegt das nicht am Team…
Psychologische Sicherheit heißt: Ich darf Fehler machen, Grenzen benennen, Feedback geben – auch nach oben. Klingt selbstverständlich, ist es aber selten. Denn Sicherheit entsteht nicht durch Worte, sondern durch Haltung.
Unsicherheit beginnt im Kleinen: „Kann ich das sagen?“ „Darf ich nein sagen?“ „Werde ich ernst genommen?“ Wenn Führung keine klaren Antworten gibt – entsteht Schweigen. Und Schweigen kostet Kraft. Gute Führung heißt: Ansprechbar sein. Aushalten. Authentisch sein.
5. Die größten blinden Flecken
Eine Forsa-Umfrage fürs Handelsblatt: 95 % der Führungskräfte halten sich für gut.
Die Realität: 75 % der Mitarbeitenden sehen die Führungskraft als Hauptstressfaktor. Nur 18 % bewerten sie als „gut“ oder „exzellent“. Kein Vorwurf – ein Weckruf.
Gute Führung beginnt mit Selbstreflexion – nicht mit Tools. Deshalb starten wir im Resilient Leadership Coaching mit Haltung, Reflexion, Persönlichkeitsarbeit. Erst wenn das steht, kommen die Werkzeuge – situativ, alltagstauglich, echt.
6. Gesund führen in Zeiten von KI, Tempo und Remote
KI kann entlasten – oder entfremden. Sie nimmt uns Routine ab, kann Freiraum schaffen. Wenn wir sie nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung begreifen.
Gute Führung heißt: Zeit sinnvoll nutzen, nicht nur Tempo erhöhen. Haltung hinterfragen. Verantwortung übernehmen – nicht an Algorithmen abgeben.
Beziehungen stärken. Vertrauen ermöglichen. Verantwortung tragen – auch wenn der Bot schneller ist.
Fazit: Gesund führen heißt, unbequem zu sein
Unbequem, weil du Nein sagst, wo andere pushen. Weil du Fragen stellst, statt Antworten zu liefern. Weil du dich selbst nicht übergehst – auch wenn’s eilig ist.
Aber genau deshalb wirkt’s. Und genau deshalb lohnt es sich.
Wenn du in Verantwortung bist und manchmal selbst nicht weißt, wie du das alles halten sollst – willkommen im Club. Ich arbeite genau mit Menschen wie dir. Nicht um dich besser zu machen. Sondern echter. Und wenn du jemanden brauchst, der das mit dir sortiert – ich bin da: Termin vereinbaren