Eine klare Antwort jenseits von Buzzwords, erklärt mit Spinnennetz, Baum – und einer kleinen, süßen Spinne namens Resi
Resilienz – was steckt hinter dem Buzzword?
Resilienz. Dieses Wort begegnet uns überall – in Coachings, HR-Broschüren, LinkedIn-Posts. Doch was ist das eigentlich genau? Ist es eine emotionale Rüstung? Ist es bloß ein neues Modewort für Stressmanagement? Oder steckt mehr dahinter?
Wenn ich von Resilienz spreche, meine ich die Fähigkeit, mit Veränderung, Krisen und Druck so umzugehen, dass du handlungsfähig bleibst – und idealerweise sogar wächst. Resilienz ist nicht „wegbügeln“, es ist nicht „Augen zu und durch“, sondern „durchgehen – und dabei nicht kaputtgehen“.
Die Veränderungskurve – wo stehst du gerade?
Alle Veränderungen, vor allem diejenigen, die wir nicht bestellt und nicht gewollt haben, verlaufen in Phasen. Die Veränderungskurve hilft uns zu verstehen, warum wir uns manchmal gelähmt, überfordert oder wütend fühlen – und warum das völlig normal ist.
Am Anfang steht oft der Schock. Dann rutscht uns das Herz buchstäblich in die Hose – und wir leugnen oder verneinen die Veränderung, hoffen darauf, dass es nur ein schlechter Traum ist. Dann erhöhen wir unseren Selbstwert künstlich, indem wir die Verursacher der Veränderung gedanklich oder verbal niedermachen – die Emotionen, die hochkommen, sind oft Wut oder Trotz. Diese Phase ist oft gekennzeichnet von blindem Aktionismus – und wenn der nicht fruchtet, beschleicht einen langsam die Angst. Und wenn diese noch stärker wird, rutschen wir manchmal in das Tal der Tränen – dort herrscht reine Lethargie.
Erst später – wenn wir akzeptieren, was ist – werden wir wieder lösungsorientiert, kreativ, offen für Neues.
Resilienz bedeutet nicht, diese Kurve zu überspringen. Sondern sie bewusst zu durchlaufen – mit Werkzeugen, Haltung und einem klaren inneren Kompass.
Und genau hier setzen viele Irrtümer an: Resilient ist nicht, wer nichts spürt. Sondern wer sich traut, die eigenen Emotionen zuzulassen, ohne darin unterzugehen. Wer Schritt für Schritt in einen neuen Zustand hineinwächst – auch wenn es weh tut. Veränderung ist keine Excel-Tabelle. Sie ist eine zutiefst menschliche Erfahrung.
Das innere Spinnennetz der Resilienz
Hier kommt mein Lieblingsbild ins Spiel: Das innere Spinnennetz. Mit diesem Netz sind wir auf die Welt gekommen, und es hat sich in unserer Kindheit weiterentwickelt – abhängig davon, was wir bei unseren Eltern erlebt haben.
Wenn diese uns vor jedem Übel schützen wollten und uns mit dem Auto bis ins Klassenzimmer gefahren haben, hatte das Einfluss auf unsere Resilienz. Wenn sie abends bei Tisch über die Ungerechtigkeit der Welt geschimpft haben, hatte das ebenfalls Einfluss. Wenn wir sie als positiv und lösungsorientiert erlebt haben, und sie uns ermutigt haben, Verantwortung zu übernehmen – auch.
Dieses innere Spinnennetz ist wie in der freien Natur: bei jedem anders. Jeder Faden steht für eine Fähigkeit, die dich in stürmischen Zeiten trägt:
Die sieben Fäden deines inneren Resilienz-Netzes
• Zielorientierung – Du weißt, wohin du willst, auch wenn der Weg unklar ist.
• Selbstwirksamkeitsüberzeugung – Du erkennst: Ich kann etwas bewirken.
• Optimismus – Du vertraust darauf, dass es wieder gut wird.
• Impulskontrolle – Du kontrollierst deine Impulse und entscheidest dich bewusst für eine Handlung.
• Emotionssteuerung – Du spürst deine Gefühle und kannst sie regulieren – nicht wegdrücken!
• Empathie – Du bist in Verbindung mit anderen – und gehst liebevoll mit dir selbst um.
• Kausalanalyse – Du verstehst, was schiefgelaufen ist, und was dein eigener Anteil daran war – und lernst daraus.
Je stärker diese Fäden sind, desto stabiler dein Netz. Und ja: Manchmal reißt ein Faden. Aber das Netz bleibt bestehen – weil du mehr bist als nur ein einzelner Strang.
Das Netz in Aktion – Resilienz im Alltag
In der Praxis zeigt sich das z. B. so: Du führst ein schwieriges Gespräch – vielleicht mit einem Mitarbeiter, der überfordert ist. Deine Impulskontrolle hilft dir, gelassen zu bleiben. Deine Empathie schafft Verbindung. Deine Kausalanalyse sorgt dafür, dass du gemeinsam lernst – statt zu verurteilen.
Das Netz ist nicht theoretisch. Es ist gelebte Haltung. Und die gute Nachricht: Wir sind selbst die Spinnen, die das Netz stärker spinnen können.
Der Baum, an dem dein Netz hängt
Aber Achtung: Selbst das stabilste Netz nützt wenig, wenn es an einem morschen Ast hängt. Dein Umfeld zählt. Der „Baum“ steht für dein System: Arbeitsplatz, Familie, Team, Führungskultur.
Ist dieser Baum lebendig, flexibel, tragfähig – dann kann dein Netz sich mitbewegen, wenn es stürmt. Ist er starr, toxisch oder instabil, reißt das Netz leicht mit. Resilienz ist also nicht nur individuell, sondern immer auch systemisch.
Was heißt das konkret? Es reicht nicht, wenn die Führungskraft „resilient“ ist, während das Unternehmen Misstrauen und Dauerstress kultiviert. Oder wenn jemand privat alles auffängt, während familiäre oder soziale Unterstützung fehlt.
Resilienz ist auch systemisch – nicht nur individuell
Resilienz braucht ein tragfähiges Umfeld – sonst wird aus Stärke bloß Selbstaufopferung.
Manche Menschen scheitern nicht an sich selbst, sondern an einem System, das ihre Belastbarkeit permanent überfordert. Deswegen: Wenn du Resilienz stärken willst, schau nicht nur auf dich.
Schau auf dein System. Und stelle Fragen wie: „Was macht diesen Baum stark? Was muss sich vielleicht verändern?“
Und da ist noch jemand: Resi, die Spinne ️
Resi ist meine innere Heldin. Sie erinnert mich daran, dass ich es selbst in der Hand habe, mein Netz stärker zu weben. Dass ich nicht auf „die da oben“, „die Umstände“ oder „die anderen“ warten kann.
Resi steht für Eigenverantwortung. Für: Ich gestalte mit. Ich bin nicht ausgeliefert. Ich darf innehalten, neu sortieren, wieder losgehen.
Resi hilft auch, wenn wir uns schwach fühlen. Denn sie webt ihr Netz nicht, wenn alles ruhig ist. Sondern auch dann, wenn es regnet, stürmt oder ihr das letzte Netz um die Ohren geflogen ist.
Und sie macht es nicht perfekt. Sondern immer wieder neu. Resilienz ist nicht: „Ich schaffe alles allein.“ Resilienz ist: „Ich fange immer wieder an.“
Fazit: Resilienz ist kein Zustand, sondern ein Prozess
Resilienz ist nicht perfekt sein. Nicht immer stark. Es ist ein ständiges Justieren, Reflektieren, Wachsen. Manchmal auch ein Stolpern und Neuanfangen. Aber immer mit dem Wissen: Ich habe ein Netz. Ich kann weben. Ich bin verbunden.
Resilienz ist die Fähigkeit, auch dann bei dir zu bleiben, wenn um dich herum alles in Bewegung ist. Nicht, weil du alles im Griff hast – sondern weil du dir selbst vertraust. Und vielleicht auch ein bisschen Resi.
Und du? Wo in deinem Netz ist ein Faden besonders stark – und welcher braucht vielleicht gerade etwas Pflege?
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